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Skandinavien: Mit dem Bulli nach Bornholm, durch Schweden und Norwegen

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skandinavien_herz

Vor zwei Jahren haben wir uns einen Traum erfüllt. Einen Roadtrip im VW-Bus (ja, VW muss es schon sein, so sieht sie nun mal aus, die von Hippies und Surfern geprägte Vorstellung eines Bulli-Trips). Ziel war Norwegen, ein Land von dem wir immer wieder nur Gutes gehört hatten, traumhafte Schilderungen der Natur geprägt von Bergen und Fjorden und Vielfältigkeit. Die Route dorthin sollte über Bornholm gehen, eine dänische Ostseeinsel, zu der ich eine besondere Beziehung habe. Und von dort die schwedische Westküste entlang nach Oslo, durch Norwegen und über Dänemark zurück.

skandinavien_route

Grobe Route mit ausgewählten Zwischenstops und Übernachtungen

Hier geht es zur Route auf Google Maps

Jedermannsrecht

Voraussetzung für unseren Trip war das in Schweden und Norwegen bestehende Jedermannsrecht, vereinfacht gesagt, das Recht auf wildes Campen. Wir sind weitestgehend ohne konventionelle Campingplätze ausgekommen. Das senkt zwar deutlich die Kosten, bedeutet aber auch eine Herausforderung was Körperpflege und sonstige Bedürfnisse betrifft. Denn in einem VW-Bus gibt es üblicherweise keine Dusche oder Toilette. Irgendwie haben wir es aber doch geschafft fast jeden Tag eine Dusche zu finden:

  • auf dem Campingplatz. 5x haben wir dort selbst gecampt, weitere Male haben wir gegen Gebühr die Dusche benutzen dürfen
  • Bei Verwandten (2x)
  • auf der Fähre (2x)
  • Katzenwäsche auf einem Wanderparkplatz
  • im Schwimmbad
  • am Jachthafen (öffentlich nur im Sinne, dass dort ein Fenster offen stand)
  • im Fjord (kalt!)

Das Jedermannsrecht ist eine tolle Sache, man darf es aber nicht überstrapazieren. Mit einem Campingbus befindet man sich schon in einer Grauzone, ein großes Wohnmobil mit ausgefahrener Markise ist schon nicht mehr im Sinne des Erfinders. Außerdem ist das Campen in der Nähe von Häusern oder privaten Einfahrten unerwünscht.

Es ist also kein Komforturlaub, aber ein kleines Abenteuer, bei dem man sehr spontan sein kann und muss.

Gar nicht so einfach, einen Bulli auszuleihen

Um unseren Traum zu verwirklichen, brauchten wir einen Bulli. Doch Buliverleihe gibt es nicht viele in Deutschland. Zum Zeitpunkt unserer Recherche gab es NRW keinen einzigen. Der nächste war in Hannover. Wir haben uns aber für BulliHoliday in Berlin entschieden (ich sehe gerade dass es BulliHoliday mittlerweile auch in Hamburg gibt, Glückwunsch zur Expansion). Mein Bruder wohnt dort, so dass wir mit dem eigenen Auto von Essen nach Berlin gefahren sind, dort den PKW meinem Bruder überlassen haben und mit dem Bulli in Urlaub gefahren sind. Auf dem Rückweg das ganze vice versa.

Das ausgeliehene Modell hieß „Stan“, liebevoll für Standard. Es hatte eine kleine Küche, die von hinten zugänglich war. Der Schlafbereich ließ sich umbauen zu einem Sitzbereich. Das Modell war ein Volkswagen T4.

Von außen sah Stan so aus…

skandinavien_bulli_aussen_camping

skandinavien_bulli_aussen_see

…und so von innen:

skandinavien_bulli_innen_bjoerne

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Zu den Kosten: Die Tagesmiete betrug um die 70 Euro. Das ist zwar weniger als man für ein Wohnmobil bezahlen muss (ab 100 Euro) aber immer noch teuer. Denn Norwegen hat viele Wanderhütten, die ohne Voranmeldung zu mieten sind. Man muss also die Spontaneität wollen. Wer Komfort will, der sollte besser mit dem eigenen PKW reisen und Hütten ansteuern, die im Vergleich zum Bulli etwas günstiger und besser ausgestattet sind.

Über Rügen nach Bornholm

Unsere erste Etappe nach Berlin ging nach Rügen. Dort haben wir auf dem Parkplatz zum Königsstuhl übernachtet, einem ausgewiesenen Caravan-Parkplatz. Eine Übernachtung kostet pro Auto 8,50 Euro, Duschmarken gibt es für 1 Euro.

Am nächsten Morgen ging es weiter mit einer Fähre Richtung Rønne auf Bornholm. Auf der Insel haben wir die nächsten 5 Tage verbracht.

Nun zu meiner besonderen Beziehung zu Bornholm. Meine Familie und Großfamilie fährt seit den 60ern regelmäßig hierhin in Urlaub. Ich habe enge Verwandte, die ihren Sommerurlaub seit 20 Jahren kaum woanders verbracht haben. Ein Verwandter hat auf Bornholm geheiratet und meine gesamte Großfamilie ist gekommen. Und um dem Ganzen noch einen drauf zu setzen: Keine Familienfeier vergeht, ohne dass das B-Wort in einer Rede fällt, wie ich jüngst leider feststellen musste, auch keine Beerdigung.

Auch unser Aufenthalt war familiär geprägt, denn einige Verwandte waren dort. Was unseren Bulli-Urlaub betraf, hatte das den Vorteil, dass wir zwei Nächte in der Einfahrt von Ferienhäusern verbracht haben, inklusive Nutzung der sanitären Einrichtung.

skandinavien_bornholm_begruessung

Auf Bornholm kann man tollen Strandurlaub machen. Der Strand von Dueodde muss den Vergleich mit südeuropäischen Stränden nicht scheuen. Allerdings muss die Natur mitspielen. Der Strand wird nicht künstlich bearbeitet, Dünen verschieben sich von Jahr zu Jahr und auch angeschwemmte Algen kommen und gehen nach Laune der Natur. Zu guter Letzt braucht man noch Glück mit dem Wetter. Das hatten wir leider nicht.

skandinavien_bornholm_dueodde_strand

Eine tolle Wanderung haben wir im Almindinger Wald gemacht, das zweitgrößte zusammenhängende Waldgebiet Dänemarks. In dem Netz aus Wanderwegen ist für jeden etwas dabei.

skandinavien_bornholm_almindingen

In Snogebæk haben wir Sørens Værtshus besucht, einer Bar mit Livemusik, in der es exzellente Pizza gibt. Im Dachgiebel hängt ein als Schaukel umfunktioniertes Ruderboot, in dem ich schon als Kind gesessen habe (ja ein bisschen Vergangenheitsbewältigung ist das hier auch).

skandinavien_bornholm_snogebaek_soerens_vaertshus

An der Ostküste befinden sich einige schöne Fischerorte, es gibt Kunsthandwerk (insbesondere Glasbläserkunst) zu bestaunen. Weil das Wetter so schlecht war, haben wir das Schwimmbad in Gudhjem der Ostsee vorgezogen. Anschließend gab es Kaffee und Kuchen in der Gudhjem Mølle.

Ein Bornholmer Klassiker ist Hammershus, eine Burgruine im Norden. In der Umgebung kann man schön wandern. Wir sind von dort aus nach Sandvig gelaufen.

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Und zu guter Letzt darf ein Konzert von Siggi Björns (Kult!) nicht fehlen. Er tritt im Sommer häufig in der Räucherei (Røgeri) in Øster Sømarken auf.

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Die Westküste Schwedens Richtung Oslo

Wieder mit der Fähre ging es nach Ystad und von dort aus die Küste hoch. In Göteborg haben wir uns eine Pause gegönnt. Wir schlenderten ein bisschen durch das Haga-Viertel und stiegen auf den Risåsberget (Hügel, auf dem die Skansen Kronan steht). In der Ferne erklang Popmusik, der wir folgten und plötzlich befanden wir uns auf dem Way Out West Festival.

skandinavien_goeteborg_risasberget

skandinavien_goeteborg_free_hugs

Aber wir hielten uns nicht lange auf und fuhren weiter die Küste hoch nach Tjörn (klar, dass Tina und Björn sich hier wohlfühlen). Wir machten einen Abstecher nach Klädesholmen, eine vorgelagerte Insel, die mit kleinen Gassen und schönen Häuser auf sich aufmerksam macht.

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Am nächste Tage machten wir auf Orust eine wunderschöne Wanderung.

skandinavien_orust_haeuser

skandinavien_orust_wanderung

Anschließend ging es Richtung Smögen. Dort regnete es aber so sehr, dass wir auf einem öffentlichen Parkplatz übernachteten und den Bulli nicht mehr verließen. Am nächsten morgen machten wir aber noch einen Spaziergang. Smögen hat einen 1 km langen Holzsteg, der sich entlang der Granitfelsen am Hafen schlängelt. Und wie überall im Land süße bunte Holzhäuschen, die man gar nicht oft genug fotografieren kann. Ein Augenschmaus auch die „Kalle Kaviar“-Rutsche.

skandinavien_smoegen_haeuser

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In Oslo besuchten wir den Vigeland-Skulpturenpark, in dem Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland zu bewundern sind.

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Nach einem kurzen Bummel durch die Stadt (inklusive Besuch des Hardrock Cafés) trafen wir eine Freundin in einer Fußball-Bar. Über die Preise in Oslo und Norwegen hatten wir schon viel gelesen. Die 8 Euro für eine Cola waren trotzdem ein kleiner Schock. Wir fuhren abends noch weiter und schliefen in der Natur.

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Von Oslo über Hardangervidda nach Bergen

Es ging Richtung Westen. Auch wenn der Name reizvoll klingt, waren wir nicht im Bjørneparken (Bärenpark). Dafür kamen wir mit anderen Tieren in Kontakt.

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Wir fuhren an Häusern vorbei, die an das Auenland und Hobbithöhlen erinnerten.

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Und immer wieder tolle Aussichten. Eine unglaublich schöne Landschaft!

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Wir beobachteten das norwegische Wetter über die Internetseite www.yr.no. Bei gutem Wetter hätten wir gerne die Besseggentour gemacht und wären zum Aurlandsfjord gefahren. Stattdessen steuerten wir die Hochebene Hardangervidda an. Das moderne Besucherzentrum in Eidfjord bietet nicht nur Informationen sondern auch leckeren Milchkaffee.

Wir übernachten am Straßenrand direkt am Fjord und machten es uns gemütlich.

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Dieser Ort hat uns so gut gefallen, dass wir gleich zwei Nächte hier blieben. Und diese Freude musste raus (einen Gruß an Patrick von 101 Places, siehe Punkt Nr. 4).

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Ich hatte mir vorgenommen, einmal im Fjord schwimmen bzw. baden zu gehen. Das ist aber schweinekalt! Wir hatten uns extra dafür ein Outdoorwaschzeug gekauft, was gleichzeitig Waschmittel, Spülmittel, Seife und Shampoo ist.

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Die Wanderung im Hardangervidda war sehr schön. Es gibt hier unzählige Wanderrouten. Die ganz Hartgesottenen packen ihr Hab und Gut in einen Rucksack und übernachten in einer Hütte mitten in der Natur. Wir hatten diesmal Glück im Unglück, denn ein Unwetter ereilt uns erst auf dem Rückweg.

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Dann ging es weiter nach Bergen, wo wir durch die Stadt gebummelt sind, leckeren Kaffee getrunken haben und die Sonne genossen haben. Ein Muss ist Bryggen, das Hanseviertel mit alten bunten Gebäuden, in denen heutzutage Souvenirläden, Galerien und Gastronomie beherbergt sind.

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Von Bergen über den Preikestolen nach Stavanger

Zwei Tage lang gönnten wir uns einen richtigen Campingplatz in Lofthus. In den zwei Tagen wollten wir auch ein bisschen entspannen, denn jeden Tag den Ort wechseln, morgens noch nicht wissen, wo man abends hält um zu schlafen, ist ganz schön anstrengend. Wir machten es uns gemütlich und bauten ein Tarp auf, das wir extra für den Urlaub gekauft hatten. Unter Zuhilfenahme eines Wurfbeutels spannten wir das Tarp zwischen zwei Bäume.

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Wie man sieht, hatten wir eine Gitarre und das Beste aus Das Ding mit. Bei aller Liebe zur Musik, ich werde mir in Zukunft zwei Mal überlegen, ob ich eine Gitarre mitnehme. Denn meistens spiele ich nur zwei-, dreimal und dafür nimmt der Gitarrenkoffer doch viel Platz weg. Gerade bei einer Bullitour. Das Gitarre-vom-Vordersitz-nach-hinten-und-wieder-zurück-Räumen wurde zu einem lästigen Ritual.

In Lofthus haben wir ein Wanderabenteuer erlebt. Eigentlich wollten wir nur ein bisschen spazierengehen. Wir hatten auf einer Wanderkarte einen kurzen Weg gewählt. Nachdem wir uns etwas verlaufen hatten, wählten wir einen neuen Weg für den Rückweg zum Campingplatz. Der sah auf der Karte nicht so lang aus. Wir waren leider nicht in der Lage, die Höhenlinien ordentlich zu deuten.

skandinavien_lofthus_krakestien

Seitdem steht das Wort Kråkestien bei uns für die größte Wanderherausforderung (neben dem Barranco de Argaga auf Gomera), die wir gemeistert haben. Denn wir sind 2 Stunden steil bergab gelaufen, richtig steil, bei Nässe, teilweise auf allen Vieren und mit gegenseitiger Hilfe. Wir konnte nicht glauben, in was wir da schon wieder reingeraten sind. Fuß umknicken absolut verboten, denn hier holt man dich nicht so einfach raus. Im Rückblick war es auch irgendwie ein tolles Erlebnis.

Dann ging es zum Preikestolen, einer berühmten Felsplattform in der Nähe von Stavanger. Der ist so berühmt, dass auch bei schlechtem Wetter unglaublich viele Menschen dorthin kommen. Der Weg zum Preikestolen ist nicht der einfachste und trotzdem kommen Menschen jeden Alters hierhin. Der Trip lohnt sich, aber auf den Touri-Faktor muss man gefasst sein.

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Die meisten kommen hierher, um waghalsige Fotos zu machen, auf denen jemand am Rand des Preikestolen steht. Runterfallen sollte man dabei nicht.

skandinavien_preikestolen_wahnsinn

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Danach waren wir in Stavanger, was uns sehr gut gefallen hat. Die Stadt strahlt etwas Gemütliches aus und hat nette Cafés und Geschäfte. Am nahegelegenen Strand Vaulen haben wir danach noch etwas ausgeruht.

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Rückreise über Dänemark und die Mecklenburgische Seenplatte

Zurück ging es zunächst mit der Fähre von Kristiansand nach Hirtshals in Dänemark. Auf dem Tornby Strand Camping übernachteten wir. Danach ging es in einem durch bis nach Plau am See an der Mecklenburgische Seenplatte. Auch dort gönnten wir uns einen Campingplatz. Am nächsten Tag fuhren wir nach Berlin, gaben den Bulli ab und fuhren mit dem eigenen PKW nach Essen zurück.

Am Ende waren wir mit dem Bulli über 3.000 km unterwegs. Zählt man die Strecke Essen-Berlin dazu sind es über 4.000 km.

Verpflegung und Kosten

Norwegen hat einen unglaublich teuren Ruf was die Lebenshaltungskosten betrifft. Wir sind aber am Ende recht günstig weggekommen. Wir haben auf der Tour kaum in Restaurants oder Imbissen gegessen. Nur einen leckeren Milchkaffee hier und da haben wir uns gegönnt. Wir haben in Deutschland ordentlich eingekauft und in den örtlichen Supermärkten auf der Reise unsere Vorräte wieder aufgefüllt. Der Bulli hatte zwar eine Kühlbox mit 12-Volt-Anschluss, trotzdem haben wir Milchprodukte in kleinen Mengen gekauft, da die Box nicht so leistungsfähig war. Was immer geht ist Müsli, Obst und Gemüse, außerdem hatten wir 12 Dosen Ravioli in Deutschland gekauft. Nix für Feinschmecker aber für den Geldbeutel.

Timo von Bruder Leichtfuss hat hier seine Tipps für günstiges Reisen in Norwegen aufgeschrieben: So teuer ist Norwegen wirklich – und so sparst du auf deiner Reise!

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